Der Spargel- und Erdbeerhof Bonnacker setzt auf Obst und Gemüse. Um vor allem Kontakte zu pflegen und neue kennen zu lernen, hat sich die Familie Bonnacker nun entscheiden, Mitglied im Verein Agrobusiness Niederrhein zu werden.


Simone de la Motte, Kathrin Poetschki (beide Agrobusiness Niederrhein) und Wulla Malliardou (Wirtschaftsförderung Nettetal) (rechts) beim Betriebsrundgang bei Robin (ganz links) und Kevin Bonnacker. Foto Agrobusiness Niederrhein

Nettetal (red) / 31. März 2024 Im Nordwesten von Nettetal-Kaldenkirchen, nur wenige Meter von der niederländischen Grenze entfernt, liegt der Spargel- und Erdbeerhof Bonnacker. Auf dem ehemaligen Gutshof hielt Großvater Willi Bonnacker einst Vieh. Auf den Äckern baute er Gemüse an. In den 90 Jahren übernahm Wilhelm den Betrieb und baute erstmals Spargel an, dann folgten Erdbeeren und später auch Himbeeren. Die jüngste Generation brachte vor wenigen Jahren auch Süßkirschen mit ins Sortiment. Im Winter ist bis heute der Verkauf von Weihnachtsbäumen eine weitere wichtige Einnahmequelle des Familienbetriebs.

Dieser wird mittlerweile von Wilhelm Bonnacker und seinen beiden Söhnen Kevin und Robin geführt. Jahrzehntelange Erfahrungen und moderne Landwirtschaftskenntnisse werden so vereint und tragen zum Erfolg des Unternehmens bei. Neben dem Geschmack liegt der Familie besonders die Qualität ihrer Ware am Herzen. „Unsere Produkte enthalten viele wertvolle Vitamine, die dank der tagesfrischen Ernte und kurzen Transportwege in den Früchten erhalten bleiben“, erklärt Kevin Bonnacker. Anfang des Jahres entschied sich die Familie Bonnacker, Mitglied im Netzwerk von Agrobusiness Niederrhein zu werden, das durch Veranstaltungen und Projekte Akteure der gesamten Agrar- und Ernährungsbranche in den Austausch bringt und durch den daraus entstehenden Wissensaustausch neue Kooperationen und Innovationen fördert.  

Kevin und Robin teilen die Leidenschaft ihres Vaters für den Spargel- und Obstanbau. Beide haben eine Ausbildung zum Gärtner absolviert und sich anschließend für eine Weiterbildung zum Gärtnermeister mit der Fachrichtung Obstbau entschieden. Kevin hat diese bereits 2022 abgeschlossen, Robin im Frühjahr 2024. In seiner Ausbildung entdeckte Robin seine Begeisterung für den Anbau von Süßkirschen. Seit 2019 hat Bonnacker seine eigenen Süßkirschenplantagen, die von Anfang April bis Ende April mit ihrer Blütenpracht begeistern. Um die Bäume vor Schädlinge zu schützen, sind die Plantagen von Netzen umhüllt.

Vater Wilhelm und beide Söhne sind ein eingespieltes Team und ergänzen sich gut. Jeder kennt sich mit allen Kulturen und Betriebsabläufen aus, es hat sich aber als sinnvoll erwiesen, dass jeder seine eigenen Verantwortungsbereiche hat. So ist Kevin verantwortlich für die Erdbeer- und Weihnachtsbaumkulturen. Robin kümmert sich um die Himbeeren und die Süßkirschen und die Betreuung der Spargelkultur bleibt bei Vater Wilhelm Bonnacker. Zusätzlich hat Kevin Bonnacker 2019 einen eigenen Betrieb namens Bonnacker Agro Plant gegründet, in dem er Erdbeerjungpflanzen produziert.

Die Himbeeren, die bei Bonnacker angebaut werden, wachsen auf einer Fläche von 16 Hektar unter Folientunneln oder Regenkappen, die die empfindlichen Früchte vor Regen und Hagel schützen. 2022 wurden die Gewächshausflächen für den Erdbeerbau erweitert. Heute beträgt die geschützte Fläche für den Erdbeeranbau 15 Hektar. Kevin weiß um die Vorteile des geschützten Anbaus: „durch die kontrollierten Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen lässt sich die Vegetation deutlich ins Frühjahr und bis in den Winter ausweiten. So ernten wir von April bis Dezember. Außerdem können wir Schädlinge besser kontrollieren. Nützlingen können gezielter und effizienter eingesetzt werden. Ein wichtiger Vorteil ist auch die Arbeitserleichterung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, da die Erdbeeren in 1,5 Meter Höhe in einem Rinnensystem von rund 75 Meter Länge wachsen.“ Das ermöglicht eine Ernte im Stehen und somit eine deutliche körperliche Entlastung für alle Mitarbeitenden.

Obwohl die Technologien rund um automatisierte Erntetechnik laut der Brüder noch in den Kinderschuhen stecken, schließen sie nicht aus, dass die Erdbeeren zukünftig auch von Robotern gepflückt werden. „Trotz steigender Löhne fällt es immer schwerer, Mitarbeitende für Aufgaben wie die Ernte zu finden – egal ob Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren oder Spargel“, berichtet der junge Unternehmer. „Die Gesellschaft wünscht sich höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Umwelt- und Klimaschutz. Durch diese steigenden sozialen und ökologischen Standards kann unsere deutsche Ware aber oft nicht mit den Preisen der Importware mithalten“, gibt er zu bedenken. 

Bisher ist die automatisierte Erntetechnik aber noch nicht ausgereift. Somit erhalten die zehn festangestellten Mitarbeitenden bei Bonnacker noch Unterstützung von rund 250 weiteren Arbeitskräften, von denen viele mittlerweile über 20 Jahre im Unternehmen tätig sind. Ziel ist es, die Produktionsabläufe stets effizienter und arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten, damit die Arbeitskräfte auch in Zukunft weiterhin gerne im Unternehmen tätig sind. Auch die von der Gesellschaft und Politik geforderten Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zur Gesunderhaltung der Pflanzen erfordern Innovationsgeist der jungen Unternehmer. So basteln sie gemeinsam nach Feierabend in der betriebseigenen Werkstatt daran, den Maschinenpark zu optimieren, sodass beispielsweise Maschinen zur mechanischen Unkrautbekämpfung optimal an die Bedingungen der Kulturpflanzen im Betrieb angepasst werden.

„Wasser wird in Zukunft ein noch wertvolleres und knapperes Gut“, sagt Robin. Deshalb wurden kürzlich große Rückhaltebecken und Wasserspeicher gebaut. Außerdem sorgen eine Filteranlage und UV-Licht dafür, dass das Restwasser von Dünger und Keimen befreit wird, sodass es dem Gießkreislauf zurückgeführt werden kann, ohne Krankheiten innerhalb der Pflanzenbestände zu übertragen.

Die beiden Brüder haben sich für eine Mitgliedschaft beim Verein Agrobusiness Niederrhein entschieden, um weitere Kontakte in der Branche und der Region aufzubauen und in den Austausch zu kommen. Sie wollen sich und den Familienbetrieb weiterentwickeln. Dabei hilft ein Netzwerk, in dem es um Innovation und Wissenstransfer im Agrobusiness geht. Auch der Austausch mit Unternehmen, die nicht direkt aus dem Obstbau, sondern aus anderen Bereichen des Agrobusiness kommen, kann zu fruchtbaren Ideen für den eigenen Betrieb führen. „Neue Impulse generieren und über den Tellerrand hinausschauen, immer den Blick Richtung Zukunft richten, da ist ein Netzwerk, wie Agrobusiness Niederrhein genau richtig“, fasst Simone de la Motte zusammen, die schon viele Mitglieder für den Verein gewinnen konnte.