Beim Neujahrsempfang der Stadt Nettetal wurde Dinçer Güçyeter mit dem Nettetaler in Silber geehrt. Der mehrfach ausgezeichnete Lyriker versprach, sich auch weiterhin um den schreibenden, dichtenden Nachwuchs in Nettetal zu kümmern.


Benedikta, Dinçer Güçyeter und Bürgermeister Christian Küsters beim Neujahrsempfang der Stadt Nettetal in der Kaldenkirchener Kulturaula. Foto: Uli Rentzsch

Nettetal (ur) 29. Januar 2024 Es ist schon einige wenige Tage her, als dem Lyriker, Autor und Verleger Dinçer Güçyeter der „Nettetaler in Silber“ überreicht wurde. Bürgermeister Christian Küsters hatte im Rahmen des Neujahrsempfangs (13. Januar) der Stadt Nettetal in der Kaldenkirchener Kulturaula nicht nur an 75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik erinnert, sondern auch diese besondere Auszeichnung vorgenommen. Ehrung – das ist für Dinçer Güçyeter längst kein Fremdwort mehr. In der jüngeren Vergangenheit wurde der Nettetaler mehrfach ausgezeichnet: für seinen Band „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“ im Jahr 2022 mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet, im Jahr 2023 für seinen Roman „Unser Deutschlandmärchen“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik, im aktuellen Jahr 2024 mit dem Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreis. Auch sein eigener Verlag, der Elif-Verlang, erlangte Anerkennung: 2023 wurde er mit dem Kurt-Wolff-Förderpreis ausgezeichnet.

Nun also der Nettetaler in Silber, eine Ehrengabe der Stadt Nettetal für Verdienste um Bürgerschaft und Stadt, wie Bürgermeister Küsters betonte. „Alles Gute, was geschieht, wirkt nicht einzeln, seiner Natur nach setzt es sogleich das Nächste in Bewegung“ – Goethes Wort ist auf der Rückseite des Nettetalers zu lesen. Wohl wahr, denn Bürgermeister Küsters nennt Namen: Hans Hoeke, Uli Schmitter und Wolfgang Schiffer halfen dem Lobbericher Lyriker, seinen Weg zu finden und zu ebnen. In seiner Rede erinnert Dinçer Güçyeter an diese Zeit und auch an die Tage davor: an das erste Fahrrad, an die Wohnung an der Breyeller Straße, an das erste verdiente Taschengeld auf den Feldern der Familien Bonnecker und Heyman, aber auch an das spätere Literaturfestival „Weltliteratur im Ghetto“ mit zwölf Schriftstellerinnen und Schriftstellern und sechs Veranstaltungen, das er mit seiner Familie kuratiert und organisiert hatte und von über 600 Gästen besucht wurde.

Nicht unerwähnt ließ Dinçer Güçyeter seine Sorge um die jungen Menschen der heutigen Zeit, die „von der Politik und von der Gesellschaft übersehen werden“. Beispielsweise die, die er am Lobbericher Doerkesplatz beobachten kann, wie er in seiner Rede ausführte. Es fehle heute immer noch ein öffentlicher Raum, eine Werkstatt in Nettetal, die für diese jungen Menschen neue Perspektiven schaffen könnte: „Wer weiß, vielleicht sind diese jungen Menschen die Dichter oder die Verleger der Zukunft“, sagte Dinçer Güçyeter. Sein Wunsch, in seiner Heimatstadt solch „eine Initiative unter dem Dach des Elif Verlags zu gründen“, sei von der Politik abgelehnt worden. „Ein kleiner Beitrag der Stadt hätte schon gereicht“, sagte Güçyeter, aber auch: „Ich bin nicht beleidigt, ich finde es nur schade.“ Seine Conclusio: „Ich habe als junger Mann Nächte in Bahnhöfen verbracht, vor tausend Türen gestanden, um meine Vorstellungen zu verwirklichen, ich frage mich heute, warum die jungen Menschen hier es genauso schwer haben müssen wie der junge Mann vor 20 Jahren, der heute neben wunderbaren Entwicklungen auch ein wenig müde vor Ihnen steht und seine Rede hält.“

Inzwischen ist Dinçer Güçyeter nicht nur über die Grenzen Nettetals hinaus bekannt, sondern auch über die Landesgrenzen dieser Republik. Sein Roman „Unser Deutschlandmärchen“ werde inzwischen für das Berliner Gorki-Theater einstudiert, meldete die Stadt Nettetal. So und indem er Nettetal zum Schauplatz für Lesungen und Veranstaltungen mache, gebe Dinçer Güçyeter viel an seine Stadt zurück. Schließlich engagiere sich der Lyriker und Verleger auch in schulischen Workshops, so an der Gesamtschule Nettetal. Wie erfolgreich dies gestaltet werde, demonstrierte die Schülerin Benedikta, die von Dinçer Güçyeter auf die Bühne gebeten wurde, um einen ihrer Texte vorzutragen – vom Unterwegssein, vom Teenager-Alter hin zum Erwachsenensein: „Unterwegs bin ich dann, wenn ich die Augen schließe.“ Das Publikum war begeistert und erhob sich von den Sitzen. „Nettetal hat Talente, Nettetal hat Autorinnen und Autoren“, sagte Dinçer Güçyeter, man müsse ihnen nur den Raum geben. Er versprach, die Workshops weiterhin zu unterstützen: „Ich freue mich auf neue Benediktas.“

Die junge Pianistin Mengfei Gu aus Breyell, die bei der neu gestalteten Konzertreihe „NetteKlassik“ bereits nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte, bewies im Rahmen des Neujahrsempfangs übrigens ebenfalls ihr Können und verdiente sich mit ihrem Spiel nachhaltigen Applaus.

Beim Neujahrsempfang der Stadt Nettetal. Foto: Uli Rentzsch