Rund 500 Menschen sind dem doch kurzfristigen Aufruf von Bürgermeister Christian Küsters, den politischen Fraktionen der CDU, der Grünen, der SPD, von WIN und der FDP gefolgt und haben sich deutlich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Extremismus gestellt.


Nettetals Bürgermeister Christian Küsters spricht am Alten Markt. Foto: Uli Rentzsch

Nettetal (ur) 21. Januar 2024 Ja, es war beeindruckend. Ja, wir waren ganz schön viele. Und ja, das Zeichen von Stadtverwaltung, Politik und der Bürgerschaft war deutlich. Mit Fremdenfeindlichkeit oder gar Rassismus und auch Extremismus – gleich aus welcher Ecke – will man in Nettetal nichts zu tun haben. Und weil in ganz Deutschland Tausende und mehr gegen “Rechts” auf die Straße gehen, kann Nettetal einerseits “nur” einen kleinen Beitrag zum Gesamten leisten, andererseits aber gemeinsam mit so vielen “Kante” zeigen: “Nie wieder ist jetzt!”

Es ist Freitagnachmittag, der 19. Januar, die Kälte klirrt ein wenig, ist aber gegen den Drang der Nettetalerinnen und Nettetaler, sich klar gegen “Rechts” und gegen Extremismus im Allgemeinen zu positionieren, machtlos. Der Platz zwischen Sparkasse und Rathaus füllt sich zunehmend. Hier hatte man den gemeinsamen Treffpunkt vereinbart, von hier aus wollte man eine kleine Runde durch die Lobbericher Innenstadt drehen: über die Steegerstraße, links in die Hochstraße abbiegen, durch die Fußgängerzone, dann wieder links in die Marktstraße und schließlich bis zum Alten Markt. Hier richteten dann Bürgermeister und die Sprecher der politischen Fraktionen im Stadtrat einige Worte an diejenigen, die die Runde mitgegangen waren. Überwältigt waren alle Rednerinnen und Redner von der doch großen Anzahl der Menschen, die sich schließlich auf dem Alten Markt eingefunden hatten. Schon deshalb, weil es eine kurzfristige, eine spontane Einladung gewesen war und eben nicht von langer Hand geplant war.

Ich habe mich gefragt, was wohl Mitglieder der hiesigen AfD über diese Veranstaltung denken. Vielleicht winken sie nur verächtlich mit der Hand ab, vielleicht haben sie es auch gar nicht mitbekommen. Ob die vielen Menschen in der gesamten Republik, die sich gegen die Pläne der Remigration und allem was in diesem Zusammenhang zu verachten ist, erheben, Zweifel in den Köpfen der AfD-Menschen pflanzen können, wage ich dennoch zu bezweifeln. Vielleicht werden sich einige der AfD-Menschen, ohne das seltsam unschuldige Gefühl, verstanden zu werden, fragen: Was wollt ihr denn, wir sind doch demokratisch gewählt? Das natürlich. Das heißt aber nicht gleichzeitig, dass die AfD dadurch automatisch demokratisch wird. Denn das würde bedeuten, dass man sich ohne Wenn und Aber zu den Fundamenten unserer Demokratie bekennt: Menschenrechte, Gleichheit, Volkssouveränität, Gewaltenteilung und Freiheit – um nur einige zu nennen. Wem die Politik von Angela Merkel zu links, zu grün, zu wenig konservativ, zu sehr von Achtung vor dem Leben Geflüchteter geprägt war, darf sich positionieren. Daraus aber zu schließen, dass es nun eine Wut braucht, der hat den Sinn von Miteinander, von Zuhören, von gemeinsam nach Lösungen suchen nicht verstanden. Jürgen Boyxen, Fraktionsvorsitzender der Nettetaler CDU, machte es auf dem Alten Markt dem Sinn nach so deutlich: Schon wer aus Protest AfD wählt, macht sich zum Komplizen. Und Renate Dyck, Fraktionsvorsitzende der SPD, erinnerte eindringlich daran, dass die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und all dem daraus resultierenden Übel nicht erst mit 30. Januar 1933 begonnen habe. Nie wieder – das gilt immer.

Gegen Hass und Extremismus: Bürgermeister Christian Küsters und die politischen Fraktionen im Nettetaler Stadtrat zeigen Haltung. Foto: Uli Rentzsch