Wohin mit dem ganzen Müll? Manche unter uns gehen mit dieser Frage so unverschämt sorglos um, dass es schmerzt. Bauschutt in die Umgebung werfen – das scheint so einfach, ist aber blöd. Meint Opa.


Das ist keine Kunst, das darf gar nicht hier hin. Foto: Stadt Nettetal

Opa, was würdest Du machen, wenn irgendein Jemand einen Sack Müll über den Zaun in Deinen Garten werfen würde? Ich war wenig ein zwischen Opas Obstbäumen hin- und hergesprungen, hatte geschaut, wie weit die Stachelbeeren sind und auch den Wasserstand in der Badewanne hinter dem Schuppen überprüft. Alles gut, hatte ich gedacht, und dann Opa in seinem Wintergarten gesehen, wie er frühstückte. Natürlich mit einer Finas, diesem ägyptischen Kraut, in der Hand.

Wie kommst du darauf?, fragte Opa, so was macht doch niemand. Doch, wollte ich sagen, gerade habe ich davon gelesen. Irgendwelche Flitzpiepen – oder Nappsülzen – haben in einem Graben zwischen Onnert und Quellensee mindestens 14 graue Müllsäcke entsorgt – obwohl man von Entsorgung nicht wirklich sprechen kann (denn Sorge war hier wohl nicht die vorrangige Motivation). Die Säcke wurden ganz bewusst hier hingeworfen. Schließlich haben diese Flitzpiepen nicht geträumt und sind plötzlich verschlafen aufgewacht: Wo sind wir hier? Ist das nicht ein Wertstoffhof? Warum bin ich so verwirrt?

Nein, die Flitzpiepen sind bei vollem Bewusstsein zu dieser Stelle gefahren und haben ihre Säcke, gefüllt mit Resten aus Bauarbeiten, abgeworfen. Alle paar Meter einen Sack. Eine üble Kreation, diese neue, wilde Müllkippe. War es so einfacher für diese Flitzpiepen? Kurze Wege? Vielleicht. Uns sieht ja keiner? Vielleicht. Geld sparen? Geil, oder? 

Mein Opa stellte die Kaffeetasse auf den Tisch und dachte nach. Vorher noch einen Zug an der Finas. Mir war so, als murmelte Opa so etwas wie: Welche Gedanken müssen in den Hirnen dieser Flitzpiepen hin- und hergewandert sein, genau in dem Moment, als sie die Säcke in den Graben geworfen haben? Alles egal, sollen sich andere drum kümmern? Oder: Andere machen es doch auch so. Oder: Umwelt? Welche Umwelt? Oder: Ich wollte die Küche sowieso nicht umbauen (apropos: Eine Woche vorher hatte man auf einem Feldweg eine komplette Küche gefunden).

Opa zog einen Schlussstrich: Die Menschen sind dumm. Aber so was von dumm. Richtig blöd. Nicht im Sinne von „blöd, da ist mir jetzt der Schokokuss aufs Handy geplumpst“, sondern im Sinne der fehlenden Fähigkeit und der verlorenen Bereitschaft, einen von Vernunft getragenen Gedanken zu formulieren, der helfen könnte, den Enkelkindern unserer Enkelkinder irgendetwas anzubieten, was mit Zuversicht zu tun haben könnte. Richtig blöd, dass der Mensch blöd ist. Das interessiert die Erde allerdings nicht. Auch das ist blöd, oder?

Opa schüttelte den Kopf. Als wollte er sagen: Da machen wir jetzt nichts dran. Blöd.