Pups – auf diese Idee wäre Opa nicht gekommen. Besser, er kümmert sich um die Kartoffeln, meint mein Opa. Recht hat er.


Im weitesten Sinne … auch irgendwie wichtig. Foto Uli Rentzsch

Ich bin mir sicher: Gar nichts hätte Opa gesagt. Weil alle anderen schon alles gesagt haben, und da käme es doch auf die eine oder andere Meinung gar nicht mehr an. Opa hebt die Kaffeetasse. Viel zu heiß ist das schwarze Gebräu, also stellt er die Tasse vorsichtig wieder auf den Tisch. Natürlich steht da keine Untertasse. Der Badstuber Holger, der Matthäus Lothar und der Babbel Markus und auch noch der Hamann Didi und wie sie alle heißen – alle müssen etwas sagen, nur um etwas zu sagen. Irgendetwas, meint Opa. Alle. Und das ärgert ihn mächtig. Was erfährt man denn so von diesen ehemaligen Kickern, wollte ich gerade fragen. Aber da verdreht Opa schon die Augen. Der Kimmich Josch hat in der Kabine des FC Bayern München letztens sein Shampoo vergessen. Und jetzt heißt es doch glatt, er solle sich ein wenig zusammennehmen. Er müsse sich mehr konzentrieren. Mehr auf seine eigentliche Aufgabe besinnen. Mehr nach links spielen, sagt der Lothar, mehr nach rechts, sagt der Markus. Sich vorne mehr reinschmeißen, meint der Didi. Und der Holger sagt, das wäre doch alles ein ganz großer Kindergarten. Früher hätte man sich das alles nicht erlauben dürfen, brummeln alle vier zusammen.

Früher – dazu könnte Opa natürlich auch einiges sagen. Aber das ist doch schon alles erzählt, sagt er. Jetzt müsste ich eigentlich meine Augen von links nach rechts und wieder zurückkullern lassen. Komm schon, Opa. Nee, nee, sagt er und zieht an der Finas, diesem schwarzen Kraut aus der ägyptischen Tabakmanufaktur. Nur so viel: Man habe sich nach dem Spiel im Casino getroffen und kurz das Spiel Revue passieren lassen, so von hinten bis vorne im Schnelldurchgang. Hättest mal lieber den Spann genommen, hat einer gesagt. Wollte ich doch, aber der hat mich doch geschubst, antwortet ein anderer. Sag mal, wie geht es eigentlich den Kindern, wollte wieder ein anderer wissen. Der Große will aufs Gymnasium, und die Kleine macht sich im Kindergarten prächtig. Die will so viel wissen. Haste den Garten an der Malteser Straße noch, fragt noch ein anderer. Ja, sicher. Dies Jahr volle Konzentration aufs Gemüse. Wer weiß denn schon, wie sich die Preise entwickeln. Kopfnicken überall. Ich geb noch ‘ne Runde, hat Opa dann meistens gesagt. Prost, Leute, nächstes Mal gewinnen wir wieder.

Und jetzt? Heute meint ein jeder Haudegen, er müsste seinen Senf zu jedem Pups dazugeben. Pups und nochmal pups. Der eine hat den Socken zu tief hängen: pups! Der andere läuft nach jedem erzielten Tor gleich zum Trainer; pups! Der nächste läuft auch sonntags im Park: pups! Der eine weiß noch nicht, ob er im Sommer den Verein wechseln soll: pups, jetzt mit Ratschlag. Der andere mag gerne Käsekuchen: pups! Und dann lacht jemand: pups! Und dann steigt einer in einen Bus ein: pups! Haben Sie gesehen, wie der in Bus eingestiegen ist? Pups! Was sind das denn für Socken? Pups!

Nun ist aber gut, meint Opa. Am besten gar nicht mehr hinhören, dann erledigt sich das Problem von ganz alleine. Nee, sage ich lieber zu mir selbst, weil ich Opa nicht noch mehr aufregen möchte. Warum machen all die Lothars das? Diese ganze Pupserei. Es scheint, als interessieren sich die Leute tatsächlich für diesen ganzen Pups.

Dann steht Opa auf. Er müsse noch in die Kartoffeln, Unkraut jäten.