Zum 43. Nettetaler Wirtschaftsgespräch im Haus Bey sprach der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Prof. Michael Hüther. Sein zentrales Anliegen war die Notwendigkeit, den Unternehmen mehr Freiraum zu geben. Seine Worte sollte Mut machen.

Nettetal (red) 11. September 2025 Das 43. Wirtschaftsgespräch der Stadt Nettetal im Haus Bey in Hinsbeck bot erneut eine starke Plattform für den Austausch zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Über 100 Gäste – darunter Unternehmerinnen und Unternehmer, Verwaltung und regionale Akteurinnen und Akteure – folgten der Einladung der städtischen Wirtschaftsförderung. Unterstützt wird das jährliche Highlight seit Jahren von den Stadtwerken Nettetal.
Referent war in diesem Jahr Professor Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln und renommierter Wirtschaftswissenschaftler. Sein Thema: „Deutschland im Krisenmodus zwischen Wirtschaftswachstum, Sicherheit und Klimawandel“ – ein Thema, das die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft prägt wie kaum ein anderes.
Bürgermeister Christian Küsters führte ins Wirtschaftsgespräch ein: „Unser Land steht vor einer historischen Bewährungsprobe: Die Wirtschaft befindet sich in einer tiefgreifenden Strukturkrise, die Konjunktur schwächelt und hat sich von ihrem Wachstumspfad entfernt. Die Transformation zur Klimaneutralität bis 2045 erfordert tiefgreifende Anpassungen des deutschen Geschäftsmodells.“
In seinem Vortrag analysierte Hüther die aktuellen Herausforderungen im globalen Kontext – von der Pandemie über den Ukraine-Krieg bis hin zu geopolitischen Spannungen und wirtschaftspolitischer Unsicherheit. Dabei zeigte er auf, dass die wirtschaftspolitische Unsicherheit in Deutschland derzeit auf einem historischen Höhepunkt liegt. Gleichzeitig warnte er vor einer zu starken Abhängigkeit von Exporten und betonte: „Wir können nicht auf Exporte hoffen, müssen es selbst machen, um volkswirtschaftliche Stabilität zu erreichen.“
Sein zentrales Anliegen war die Notwendigkeit, den Unternehmen mehr Freiraum zu geben. „Wir müssen den Unternehmen in Deutschland mehr Freiheiten geben“, sagte Hüther, und forderte von der Politik mehr Mut und strategische Klarheit. Gleichzeitig hob er positive Signale hervor: „Deutschland holt bei Wettbewerbsfähigkeit etwas auf.“ Als Beispiel wies er auf Dänemark hin. Dort bestehe schon heute eine große Flexibilität für Unternehmen, insbesondere beim Kündigungsschutz.
Auch die Themen Sicherheit und Klimawandel wurden in den Fokus gerückt. Hüther betonte die dringende Notwendigkeit einer ernsthaften Stärkung der Verteidigungsfähigkeit in Westeuropa und warnte davor, dass die Aufrüstung bisher nicht ausreichend vorangekommen sei. Bei der Klima- und Energiewende plädierte er für eine enge Verzahnung von Transformation und Standortpolitik: „Erneuerbare Energien sind ein entscheidender Standortfaktor – auch im Kreis Viersen.“ Trotz der vielfältigen Krisen und Herausforderungen endete der Vortrag mit einer klaren Botschaft des Optimismus: „Wir stehen an der Startrampe zu besseren Zeiten.“
Das Wirtschaftsgespräch bleibt damit seit 1991 nicht nur ein Forum für Expertenwissen, sondern auch eine wichtige Plattform für Vernetzung und gegenseitigen Austausch. Wertvoll war dabei auch der interaktive Teil des Abends: Die Besuchenden nutzten die Möglichkeit, direkt Fragen an den Experten zu richten – eine Gelegenheit, die sowohl für die Diskussion als auch für die fachliche Vertiefung von Bedeutung war. Bürgermeister Christian Küsters sagte: „Der Abend bot einen spannenden Blick über den Tellerrand hinaus, die Expertise von Professor Dr. Michael Hüther bereicherte dieses tolle Format. Unser Dank gilt den Stadtwerken Nettetal für die langjährige Unterstützung – wir bleiben bestrebt, die regionale Wirtschaftskraft auch in Zukunft nachhaltig zu stärken.“
