Lyriker Dinçer Güçyeter aus Nettetalhat für sein Werk “Mein Prinz, ich bin das Ghetto” den Peter-Huchel-Preis erhalten.

Dincer Güçyeter und (links) und Bürgermeister Christian Küsters. Foto: Stadt Nettetal

Nettetal (red) / 28. Februar 2022 Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass einer der renommiertesten deutschen Lyrikpreise nach Nettetal geht. Dinçer Güçyeter aus Lobberich erhält für sein Werk „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“ den seit 1984 verliehenen Peter-Huchel-Preis und reiht sich damit in die Liste der bedeutendsten Gegenwartslyriker ein. Vor einem offiziellen Empfang im Rathaus der Stadt Nettetal ließ es sich Bürgermeister Christian Küsters nicht nehmen, Dinçer Güçyeter persönlich in seinen Verlagsräumen zu besuchen und zu gratulieren. „Ich freue mich sehr über diese besondere Auszeichnung für Herrn Gücyeter. Sie bestätigt, welchen hohen Wert seine Arbeiten haben.“ 

Einer der renommiertesten deutschsprachigen Lyrikpreise geht 2022 also an den Nettetaler Autor und Verleger Dinçer Güçyeter für sein Buch “Mein Prinz, ich bin das Ghetto” (2021, Elif Verlag). Der Peter-Huchel-Preis wird seit 1984 jedes Jahr an ein bedeu-tendes Werk deutschsprachiger Lyrik vergeben. Bisherige Preisträger waren unter an-derem Durs Grünbein, Ernst Jandl und Sarah Kirsch. Dinçer Güçyeter reiht sich damit in die Riege der prägendsten Gegenwartslyriker ein. 

Maßstab zur Vergabe des vom Land Baden-Württemberg und dem Südwestrundfunk gestifteten Preises sind Anspruch und Unbestechlichkeit des ausgezeichneten Werks, wie es auch auf das Werk des Namensgebers zutraf. In “Mein Prinz, ich bin das Ghetto” beschreibt Dinçer Güçyeter seine Erfahrungen als einheimischer Fremder, der aus einer Zuwandererfamilie stammend, eine besondere Sensibilität für die Geheimnisse der deutschen Sprache entwickelt hat. Seine Gedichte sind radikal, manchmal verstörend und voller Zärtlichkeit für die Welt, die doch unsere Heimat ist. 

Die Heimatstadt Nettetal gratuliert Dinçer Güçyeterzu diesem Preis und ist stolz auf seinen Mitbürger. “Wir freuen uns sehr für Dinçer Güçyeter und werden ihn nach der Verrleihung des Preises im Frühjahr sicherlich auch persönlich gratulieren”, erklärte Bürgermeister Christian Küsters.

Benannt ist der Peter-Huchel-Preis nach dem Autoren Peter Huchel (1903-1981), der aus Berlin stammend dort die Zeitschrift “Sinn und Form” herausgab. Sein fremd sein in der DDR, führte ihn dann ins Exil nach Staufen im Breisgau, wo seit 1984 der mit 10.000 Euro dotierte an seinem Geburtstag (3. April) für ein herausragendes Werk der deutschsprachigen Lyrik vergeben wird. 

Dinçer Güçyeter: Geboren 1979 in Nettetal als Kind einer türkischen Zuwandererfamilie. Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. Seit 1998 auch Schauspieler, später Regisseur. Er gründete 2012 den Elif Verlag, der sich binnen kurzer Zeit zu einem der wichtigsten deutschsprachigen Lyrikverlage entwickelte und insbesondere Nachwuchsautoren Publikationsmöglichkeiten eröffnete. 

Und was sagt Wikipedia?
Güçyeter veröffentlichte sowohl Einzelbände als auch Anthologien. Im Jahr 2012 erschienen seine beiden Lyrikbände Anatolien Blues und Ein Glas Leben. Im Jahr 2017 erschien Aus Glut geschnitzt.

Im Jahr 2021 folgte Mein Prinz, ich bin das Ghetto. Dieses Werk zeichnet sich durch eine „expressionistische Sprachwucht und feinsinnige Ambivalenz“ aus und öffnet „eine sehr eigene und doch vertraute Welt zwischen dem niederrheinischen Nettetal und Anatolien, zwischen Kind-Sein und Vater-Werden, zwischen Heinrich Heine und Dinçer Güçyeter, und unterläuft – oft humorvoll – herrschende postmigrantische Stereotype“. Im Jahr 2022 wurde er für dieses Werk mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet.

Seine erste Bühnenerfahrung konnte Güçyeter im Jahr 1998 in Tschechows Die Möwe sammeln. Seither wirkte er in unterschiedlichen Theaterproduktionen mit, etwa 2013 am Schauspiel Essen in der Inszenierung basierend auf dem Roman Rote Erde. Er übernahm 2014 die Leitung eines Laienensembles.