Das, was die Westdeutsche Dochtfabrik herstellt, reicht für 700.000 Kerzen im Jahr. Genau: Dochte. Bürgermeister Christian Küsters und sein Team besuchten die WEDO in Kaldenkirchen.


Helmut Gutberlet, Geschäftsführer der WEDO (Mitte) , erklärt, was es mit den Dochten auf sich hat. Foto: Stadt Nettetal

Nettetal (red) / 17. November 2022 Seit über 5.000 Jahren sorgen sie für Licht und Wärme in den Wohnungen: Kerzen. Und dennoch kennt heute kaum jemand eine ganz bestimmte Kerzenmarke. Was allerdings ziemlich wahrscheinlich ist: der Kerzendocht – das Herz der Kerze – kommt aus Nettetal-Kaldenkirchen. Denn die dort ansässige Westdeutsche Dochtfabrik (Wedo) ist der Weltmarktführer für Kerzendochte. „Wir produzieren rund 500 Tonnen Dochte im Jahr, die wir in 100 Länder und an alle führenden Kerzenhersteller ausliefern. Das reicht für knapp 700.000 Tonnen Kerzen”, erläutert Geschäftsführer Helmut Gutberlet, der Bürgermeister Christian Küsters mit einem Team der Wirtschaftsförderung durch die Produktion führte. 

Produziert werden etwa 500 verschiedene Dochte, die jeweils auf bestimmte Wachs- und Kerzensorten abgestimmt sind. Die Entwicklung erfolgt im hauseigenen Labor und für Standardprodukte gibt es online einen Dochtkonfigurator, der für Standardkerzentypen und gewünschter Brennmasse den geeigneten Docht vorschlägt. Hergestellt werden die Dochte meist aus Baumwolle, welche aus ökologischem Anbau stammt. Der Docht selbst und seine Produktion sind dabei ein gut behütetes Betriebsgeheimnis, angefangen von der Imprägnierung der Baumwolle, über die Verwendung hochwertiger Rohstoffe, bis hin zur richtigen Materialspannung beim Flechten. „Wichtig ist, dass der Docht nur an der Dochtspitze glüht und dann gleichmäßig und nahezu rückstandsfrei abbrennt“, so Betriebsleiter Dirk Kornfeld.   

Wedo beschäftigt insgesamt 135 Mitarbeiter in Nettetal, darunter Textilingenieure, Techniker und derzeit sechs Auszubildende. Gearbeitet wird in zwei Schichten und die Maschinen laufen fast das ganze Jahr. Außerdem gibt es noch ein weiteres Werk in Polen. Angefangen hat der Betrieb 1954 an der damaligen Schulstraße, heute Grenzwaldstraße. 1966 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort an der Ravensstraße, seitdem gab es ständige Erweiterungen der Produktions-, Lager- und Büroflächen. Gleichzeitig wurden die Produktionsprozesse modernisiert und zuletzt ein neues ERP-System zur Digitalisierung von Arbeitsprozessen umgesetzt. Hierfür wurde die Wedo mit dem „Rheinland Genial“ Award der IHK ausgezeichnet. 

Aber auch die Produktpalette wurde erweitert. So produziert die Firma Wedo heute nicht nur Dochte, sondern hat mit dem eigenen Versuchslabor und dem Flecht-Know-how auch eine Vielzahl von Lösungen aus der Sparte der technischen Geflechte entwickelt. Diese werden in der Medizintechnik, der Automobilindustrie, Textil- und Elektrotechnik, Maschinenbau und in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt. „Besonders die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sorgt dafür, dass der Bedarf an hochwertigen technischen Geflechten stetig weiter steigt“, so Gutberlet. 

Bürgermeister Christian Küsters freut sich über die gute Firmenentwicklung: „Es ist schön zu sehen, dass mit modernen Produktionsabläufen und qualifizierten Mitarbeitern auch heute noch erfolgreich in Deutschland produziert werden kann“.