Der Künstler Gunter Deming hat in Kaldenkirchen drei neue Stolpersteine verlegt. Sie sollen an das Schicksal der Familie Cohen erinnern.


Nettetal (red) 11. Dezember 2025 In einer würdevollen Gedenkstunde hat der Künstler Gunter Demnig drei neue Stolpersteine an der Bahnhofstraße 76 in Kaldenkirchen verlegt. Die Steine erinnern an Abraham und Else Cohen und ihren Sohn Eric, eine jüdische Familie, die fest in Kaldenkirchen verwurzelt war und deren Mitglieder während der NS-Zeit verfolgt beziehungsweise getötet wurden.

Zu diesem besonderen Anlass waren auch Angehörige aus England angereist, darunter der Sohn von Eric Cohen, Jeremy Cohen, und sein Neffe Dan Cohen. Ihre Teilnahme machte die Verlegung zu einem besonders bewegenden Moment. Die Verlegung der Stolpersteine war ursprünglich bereits für 2016 vorgesehen. Eric Cohen selbst hatte sich allerdings – geprägt von seinen schmerzhaften Erfahrungen – dagegen ausgesprochen. Nach seinem Tod im Jahr 2019 entschieden seine Nachfahren, die Erinnerung an die Familie Cohen öffentlich sichtbar zu machen.

Über 50 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Nettetal sowie die Organisatorin und Lehrerin Julietta Breuer begleiteten die Zeremonie und erinnerten an das Leben von Eric Cohen. Er wurde 1928 in Kaldenkirchen geboren und war das einzige jüdische Kind an der evangelischen Volksschule. Mit der zunehmenden Ausgrenzung durch das NS-Regime verschlechterte sich seine Situation dramatisch.

Sein Vater Abraham Cohen, Viehhändler und Kaufmann, wurde während der Reichspogromnacht nach Dachau verschleppt und später entlassen. Ihm gelang es, seinen Sohn 1939 außer Landes zu bringen. Eric Cohen floh über Holland nach England – ein Kindertransport, der sich später als der letzte seiner Art herausstellte. Die Eltern konnten ihr Ziel, in die USA zu fliehen, nicht mehr erreichen. 1941 wurden sie nach Riga deportiert. Während das Schicksal von Abraham Cohen ungeklärt bleibt, ist davon auszugehen, dass er dort ermordet wurde. Else Cohen überlebte mehrere Konzentrationslager, starb jedoch 1944 im KZ Stutthof.

Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) betonte die Bedeutung des sichtbaren Erinnerns: „Jeder Stolperstein macht deutlich, dass hinter den Namen Menschen stehen – Familien, Lebensgeschichten, Hoffnungen. Die Steine der Familie Cohen mahnen uns, Verantwortung für unsere Geschichte zu übernehmen und uns entschieden für Menschlichkeit und Demokratie einzusetzen.“ Auch der evangelische Pfarrer Dr. Manuel Goldmann erinnerte mit bewegenden Worten an die Familie Cohen. 

Nach der Verlegung besuchten die Angehörigen den jüdischen Friedhof an der Kaldenkirchener Akazienstraße, auf dem Verwandte der Familie Cohen beigesetzt sind. Mit den drei neuen Stolpersteinen setzt die Stadt Nettetal ein weiteres Zeichen gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur.