Ganz flach auf dem Boden, mit fast irrwitziger Kraft in den Armen, jagen sie dem Ziel entgegen. Handbiker aus Nettetal und Venlo zeigen, dass Sport keine Grenzen kennt.

Handbiker in Aktion – hier kommt es auf Ausdauer und Fitness an. Fotos: Handbiker Nettetal

Gastbeitrag von Stefan Voormans

Nettetal/ Venlo / 3. Januar 2022 Beim Radrennen des SC Union Nettetal im August 2015 wurde deren Handbikeabteilung, die Nettebiker, von einem niederländischen Radrennfahrer angesprochen: Habt ihr nicht Lust, mit Kollegen aus der Provinz Limburg zusammen zu trainieren? Es stellte sich heraus, dass dieser Radrennfahrer der zweite Vorsitzende der Stichting „Wieler- en skateomgeving Herungerberg“ war. Schnelle Verabredung: Schon im Herbst wurde das erste Kennenlernen auf einer Radrennbahn in Pannigen organisiert.

Schnell war man sich sympathisch und beschloss, dauerhaft eine Trainingsgemeinschaft einzurichten. Da es zentraler gelegen war, wurde der Wieleromgeving am Herungerberg in Venlo als Treffpunkt festgelegt.  Die Biker organisierten gemeinsam Rennen in Nettetal, beim Rhein-Ruhr Marathon in Duisburg und jetzt auch auf der Bahn am Herungerberg. Außerdem wurden man regelmäßig Ausfahrten auf beiden Seiten der Grenze ins Leben gerufen.

Die ausgezeichneten Bedingungen, die den Handbikern dort während des Trainings und auch bei koffie en vlaai i im Anschluss an das Training dort geboten wurden, sprachen sich schnell in der Szene herum. Mittlerweile gehören 20 Sportlerinnen und Sportler den Nettebikern, der Handbikeabteilung des SC Union Nettetal, an. Die Nationalität ist dabei völlig belanglos. Dies interessiert bei den Nettebikern wirklich niemanden. Denn das Motto der Handbiker ist „Fietsen zonder grensen“, also Radfahren ohne Grenzen. Dabei sind nicht nur die geographischen Grenzen gemeint.

Die Handbiker lassen sich keine Grenzen setzen. Dies wurde besonders 2020 im ersten Corona-Jahr deutlich. Da man davon ausgehen musste, dass alle Rennen und Events ausfallen würden, wollte man einen Anreiz für das gesamte Team schaffen, damit auch alle weiterhin trainieren würden. So entstand die Idee von einem 24-Stunden-Rennen. Dabei bildeten sich Teams zwischen zwei und sechs Personen, bei denen 24 Stunden lang immer ein Mitglied der Mannschaft auf der Strecke sein musste. Was als verrückte Idee in Venlo entstand, wurde das Highlight der niederländischen und deutschen Handbikesaison. Insgesamt sind in den 24 Stunden 3485 Kilometer gefahren worden. Zwei Nettebiker fuhren sogar – jeder für sich – über 350 Kilometer. Aber auch Anfänger nahmen an der Aktion teil. Einige von ihnen haben noch keine eigenen Handbikes. Dafür stehen ihnen am Herungerberg acht verschiedene Handbikes zur Verfügung. Diese werden für Neueinsteiger auf deren Körpermaße eingestellt. Sie können sie eine begrenzte Zeit nutzen. Wenn sie Spaß am Handbikesport gefunden haben, können sie sich dann in Ruhe auf der Suche nach ihren eigenen Handbikes machen. Da diese nicht billig sind, beraten die Mitglieder des Teams sie auch bei der Suche nach gebrauchten Handbikes.

Für das kommende Jahr hat sich das Team der Nettebiker wieder einiges vorgenommen. Sofern die Pandemie es zulässt, organisieren sie wieder die Handbike-Rennen am 12. Juni beim Rhein Ruhr Marathon Duisburg und natürlich das Heimrennen am 21. August in Nettetal Breyell. Auch das 24-Stunden-Rennen soll im Jahr 2022 wiederholt werden. Am 19. Juni betreten die Nettebiker wieder Neuland im Sport. Zusammen mit den Freunden von „Panne Bracht“ und natürlich dem SC Union Nettetal will man die erste inklusive Rad-Touristik-Fahrt (RTF) veranstalten. Die Niederländer kennen es besser als eine „tour tocht“. Neben den bisherigen Strecken der sehr beliebten RTF von „Panne Bracht“ über die Distanzen von entweder 41, 71 oder 111 Kilometer soll es noch eine Route von rund 20 bis 25 Kilometer für Anfänger im Handbikesport geben.

Gleich geht’s los!
Wer fährt in die beste Position?
Freundschaftliches Beieinander nach dem Sport.